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March 06, 2006

Comments

Jorg

"Broder und De Winter beschränken sich darauf, Informationen aus äusserst dubiosen Quellen, wie eben aktuell der Propagandasite der Terrororganisation National Council of Resistance of Iran, ohne Bewertung zu verlinken."

Empfehlenswerter Artikel:
http://amigoboom.typepad.com/extrablog/2006/03/iranfocuscom.html

David

Nice observation by Olaf!

"Betrachten sie sich als deutsches Sprachrohr von Daniel Pipes, der ebenfalls die Morde und Verbrechen der MKO vergessen machte möchte?"

It would be interesting to see if Pipes has any direct contact with DeWinter and Broder.

hanna terr

hallo

für die schnellstmögliche mitteilung der e-mail-adresse des verehrten Herrn Leon de Winter wäre ich dankbar

mfg

Werner

DAS ISLAMPARADOX

Was bedeutet der Hashtag #islamparadox?

Der Begriff Islamparadox beschreibt die Tatsache, dass es unter den meisten Muslimen keine Kenntnis, und daher auch keine Diskussion darüber gibt, wie schlecht muslimisch dominierte Länder in den meisten internationalen Statistiken - die weiter unten aufgezählt werden - abschneiden.

Er ist angelehnt an den Begriff "Religionsparadox", den die Religionspsychologin Victoria Rationi mit ihrem gleichnamigen Buch geprägt hat (Untertitel: Die am wenigsten religiösen Länder sind die friedlichsten), aber er bezieht sich auch auf folgende weitere Autorinnen und Autoren: Theodor W. Adorno, Mustafa Akyol, Sultan Califi, Erich Fromm, Sven Fuchs, Johan Galtung, Robin Grille, Arno Gruen, Nancy Hartevelt-Kobrin, Franz Jedlicka, Ahmet T. Kuru, Alice Miller, Michael Shermer, Phil Zuckerman, ...

Muslimas und Muslime können diesen Text jedoch nur dann verstehen, wenn sie Zugriff auf die genannten Quellen im Internet und auf die empfohlenen Bücher haben. Da viele dieser Quellen nur auf Englisch verfügbar sind, müssen sie dazu auch die englische Sprache sprechen.

Dieser Text ist aus einer humanistischen Perspektive geschrieben. Humanismus ist eine Denktradition, die die Vernunft, Rationalität und Wissenschaft betont - und daher religionskritisch ist. Es geht also nicht darum, den Islam mit anderen Religionen zu vergleichen, sondern die Frage zu stellen, ob Religionen überhaupt einen positiven Einfluss auf Gesellschaften haben oder ob es nicht Zeit für eine säkulare Ethik ist, die auf den einfachen Grundsätzen Hilfsbereitschaft und Gewaltfreiheit beruht, und das Leben der Menschen nur dort durch Regeln einschränkt, wo das Wohlbefinden anderer Menschen gestört wird.

Besonders Menschen, die aus hochreligiösen islamischen Ländern in säkulare Länder migriert sind, müssten doch mit eigenen Augen sehen, dass diese oft friedlicher, freundlicher und sicherer sind als hochreligiöse Länder. Die theologische Theorie, dass Gesellschaften ohne Religion im Chaos versinken, stimmt also nicht (siehe dazu auch die Bücher des Säkularitätsforschers Phil Zuckerman).

ZU DEN WICHTIGSTEN FRAGEN, DIE DISKUTIERT WERDEN MÜSSTEN, ZÄHLEN

Warum sind muslimisch dominierte Länder fast immer weit unten im "Global Peace Index" (frei im Internet als Download) zu finden? Müssten sie nicht unter den besten Plätzen rangieren, wenn der Islam wirklich eine friedliche Religion ist?

Warum sind im Korruptionswahrnehmungsindex (frei als Download im Internet) ebenfalls so viele islamischen Länder so weit hinten? Führt der Islam wirklich zu mehr Ehrlichkeit?

Warum gibt es in muslimischen Ländern so viel Gewalt gegen Kinder? Siehe dazu die Statistiken in den UNICEF Reports "Hidden in plain Sight" und "A familiar Face", sowie im "Global Status Report on preventing Violence against Children 2020" der WHO. (alle kostenlos als Download im Internet). Welche Auswirkungen hat dies auf islamische Gesellschaften? (Lesenswert dazu: Das Buch "Parenting for a peaceful world" von Robin Grille und sein TED Talk "Peace code in the human brain" und die Ebooks von Franz Jedlicka)

Warum gibt es in fast keinem muslimischen Land einen vollständigen gesetzlichen Kinderschutz vor Gewalt (siehe den Wikipedia Artikel "Child corporal punishment laws")? Was sagt das über die Empathie muslimischer Menschen aus? Wäre es für islamische Regierende nicht ganz leicht, solche Gesetze einzuführen (es entspricht auch dem SDG 16.2)? Wie viele islamische Theologen kennen die Deklaration "A multi-religious commitment to confront violence against children" (= Eine multireligiöse Verpflichtung, Gewalt gegen Kinder zu bekämpfen) zu der sich auch islamische Vertreter bei der Kyoto Konferenz der "Religions for peace" im Jahr 2006 bekannt haben?

Warum gibt es so viel Gewalt an Frauen in islamisch dominierten Ländern - siehe der "Women Peace and Security Index 2019/2020" (Gratisdownload im Internet)? Warum schämen sich muslimische Männer nicht dafür? In vielen säkularen Ländern gibt es bereits Männerorganisationen gegen Gewalt an Frauen - die White Ribbon Kampagnen.

Warum gibt es Drohungen gegen Islamkritiker? Fehlen den Muslimen verbale Argumente, ihre Religion zu verteidigen? Müssen sie deshalb mit einer Fatwa und mit Maschinengewehren agieren, anstatt in einer TV Diskussion ihre theologischen Gegenargumente darzulegen, wie es in modernen Ländern üblich ist?

Sollte eine Religion etwas sein, das eine Faszination und einen Magnetismus auf Menschen ausübt, oder sollte sie etwas sein, zu dem man gezwungen wird und das man nicht verlassen darf (Apostasie)? Welches Image hat dann der Islam gegenüber anderen Religionen?

Sollte eine Religion - also der Islam - die Menschen glücklich machen? Warum sind die meisten islamisch dominierten Länder im "World Happiness Report" so weit hinten zu finden?

Warum schneiden muslimisch dominierte Länder im "Social Progress Report" so schlecht ab, in dem sozialer Fortschritt gemessen wird?

Warum schweigen so viele muslimische Männer zur Diskriminierung von Frauen in islamischen Gesellschaften - wollen sie nicht mit gleichberechtigten Frauen zusammen sein, interessantere Diskussionen mit berufstätigen Frauen führen, Spaß haben, zusammenarbeiten, die Last der Finanzierung der Familie teilen? Könnten sich muslimische Männer nicht mit der "HeForShe" Kampagne der UNO befassen? Oder die Freude an einer aktiven Vaterschaft entdecken ( www.men-care.org )?

Was passiert in einer Gesellschaft, wenn man als Kind oder Frau Gewalt erleiden muss, jedoch den daraus entstehenden Hass aus religiösen Gründen nicht auf die Verursacher richten darf? Wie viele Muslime kennen die Bücher von Alice Miller oder Nancy Hartevelt-Kobrin? Wie viele kennen das "strict father" modell von George Lakoff?

Warum gibt es in muslimischen Gesellschaften meist keine Tradition der Psychotherapie, in der jedes Thema, auch das Leiden an der Religion, angesprochen werden darf? Siehe dazu die Ratgeber von Sultan Califi.

Warum gibt es aus islamischen Ländern so wenige wissenschaftliche und kulturelle Errungenschaften, die die Welt in den letzten Jahrhunderten bewegt haben? Wie vielen Muslimen ist bewusst, dass der Orient vor rund tausend Jahren eine Region war, die der damaligen westlichen Wissenschaft und Kultur meist überlegen war? Warum wird nicht diskutiert, warum danach der Westen die Führungsrolle in den meisten Wissenschaften und Kulturgebieten übernommen hat (siehe dazu die Bücher von Mustafa Akyol und Ahmet T. Kuru)?

Warum flüchten so viele Muslime in weitgehend säkulare Länder, also in Länder, in denen die Religion vom Staat getrennt und meist nur mehr im Privaten ausgeübt wird?

Warum erkennen viele von ihnen nicht die gesellschaftlichen Vorzüge, die sie dort genießen, und verteidigen trotzdem oft eine islamisch begründete Politik? Denn dann müssten sie ja versuchen, wieder in einem muslimisch dominierten Land zu leben.

Wieviele Muslimas und Muslime wissen, was die historische Epoche der "Aufklärung" war?

Warum wissen viele Muslimas nicht, dass das Wort "Kopf" in der Sure des Korans, die als Quelle für die Verpflichtung, den Kopf zu verhüllen genannt wird, gar nicht vorkommt? ( hashtag #muslimaparadox )

Wieviele Musliminnen und Muslime kennen den Wikipedia Artikel "Religiosity and Education" und fragen sich demnach, wieviele Muslime überhaupt den Koran selbst lesen können?

Warum tragen Muslimas das Symbol einer Religion, in der die Diskriminierung von Frauen (und die Gewalt gegen Frauen) erlaubt ist - vor allem, wenn sie in einer säkularen Gesellschaft leben und die Errungenschaften einer gleichberechtigten Gesellschaft genießen?

Warum schämt sich unter den Muslimen und Muslimas niemand für das islamische Männerbild, das durch das Tragen des Hijab vermittelt wird? Denn demnach ist der Muslim ein unbeherrschter Mann, der Frauen vergewaltigen muss, sobald er ein Stück weiblicher Haut sieht. Nach dieser Sichtweise wären dann "ungläubige" Männer weitaus beherrschter (was in säkularen Ländern als männliche Tugend gilt) als männliche Muslime.

Warum nehmen jene Muslimas, die das Kopftuch freiwillig tragen, es nicht ab aus Solidarität mit jenen Frauen, die dazu gezwungen werden? Es wäre ein politisches, solidarisches Statement! Wie viele Muslimas lesen die Bücher von Necla Kelek und Alice Schwarzer?

Ist es nicht zynisch und verlogen, als Muslim oder Muslima Religionsfreiheit zu fordern, wenn es innerhalb der eigenen Religion (und daher in der eigenen Familie) keine Religionsfreiheit gibt (Thema Apostasie)?

Enthält der Koran tatsächlich für alle Fragen des Lebens im 21. Jahrhundert eine Handlungsanweisung? Und falls das jemand glaubt: warum nutzen viele Muslime dann Autos, Handys, Computer - über deren Benutzung nichts im Koran steht?

Ist es nicht zu einfach, "westliche" Dinge zu kritisieren und zu verbieten - müssten diese Kritiker dann nicht auch (siehe oben) selbst alle westlichen Produkte aus ihrem Leben verbannen, inklusive Smartphones, Laptops, Autos, Flugzeuge (und Waffen)?

Wieviel an Steuereinnahmen gehen muslimischen Ländern verloren, wenn sie Dinge wie "westliche" Tanzveranstaltungen, westliche Musik und Alkohol verbieten?

Erzeugt eine Religion, die Menschen von frühester Kindheit zum Gehorsam zwingt nicht im hohen Ausmaß den psychologischen Typus des "autoritären Charakters" / der "autoritären Persönlichkeit" (siehe die Wikipedia Artikel dazu - und die Literatur von Theodor W. Adorno und Erich Fromm)?

Sind islamistische Terroristen in Wirklichkeit Männer, die den Hass, den sie aus religiösen Gründen nicht auf ihre Eltern, die sie misshandelt haben richten dürfen, auf andere Menschen richten? (siehe die Bücher von Nancy Hartevelt-Kobrin, Arno Gruen und Sven Fuchs).

Haben sich islamistisch agierende Männer jemals in eine vertrauensvolle Diskussion begeben, in denen die Frage "Bist Du auch als Kind geschlagen worden - und durftest deine Wut nicht gegen deinen Vater und deine Mutter richten?" gestellt und ausführlich diskutiert wird? (Vermutlich wird es allen, die es betroffen hat, "normal" vorkommen - sie sollten die psychologischen Bücher von Alice Miller lesen!).

Wie viele Muslime kennen das psychologische Phänomen "Furcht vor Freiheit" (Buch von Erich Fromm) und die psychologischen Bücher von Arno Gruen?

Warum gibt es im Islam einen Hass gegen Menschen, die niemandem etwas zuleide tun? Gemeint sind Homosexuelle und LGBTIQ Menschen. (Wie viele Millionen Pfund an Steuergeldern wären nicht in die Kasse des Vereinigten Königreiches geflossen, wenn man Sängern wie George Michael oder Freddie Mercury das Singen verboten hätte?)

Kennen Muslime den Gedanken "Wer die Sexualität eines Menschen kontrolliert, kontrolliert den ganzen Menschen"? Wie soll eine liebevolle Gesellschaft entstehen, wenn man bereits jungen Menschen Zärtlichkeit verbietet?

Verbietet der Koran das selbständige Denken? Welche Auswirkungen hat das auf das kreative Potential und die Innovationskraft in Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft in islamischen Ländern?

Warum gehören Ex-Muslime oft zu den schärfsten Kritikern des Islam: sie schreiben Bücher, veröffentlichen Videos im Internet und gründen eigene Organisationen (siehe Wikipedia Artikel "List of ex-Muslim organisations")?

Dass diese Fragen (wahrscheinlich gibt es noch mehr) nicht stärker unter Muslimen diskutiert werden, wird also als Islamparadox bezeichnet.

Eine solche Diskussion zielt nicht darauf ab, den Islam abzuschaffen, sondern ihn so zu praktizieren, wie es in säkularen Gesellschaften auch von anderen Religionen gemacht wird: ohne Zwang, im Privaten, getrennt von der Politik, mit der Akzeptanz von und dem Respekt für andere Religionen und für nichtreligiöse Menschen.

Der Islam wird im 21. Jahrhundert nur mehr dann überzeugen, wenn niemand mehr in seinem Namen Menschen tötet, misshandelt oder unterdrückt: weder Kinder und Frauen, noch Menschen anderer religiöser Bekenntnisse oder "Ungläubige", noch Menschen anderer sexueller Orientierung. Muslimische Theologen dürfen nicht mehr zu feige sein, sich in öffentlichen Medien einer Diskussion über die Auswirkungen ihrer Religion zu stellen.

Kopieren und teilen Sie diesen Text (auch als Kommentar auf Blogs), um eine Diskussion über diese Fragen zu starten oder fortzuführen! Nutzen Sie den Hashtag #islamparadox , #islamicparadox (es gibt auch eine englische Version dieses Textes).

Der Autor / die Autorin möchte anonym bleiben - Sie wissen wohl warum.

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