Früher galt Migräne als eine typische Frauenkrankheit, besonders in den Wechseljahren. Ich erinnere mich, daß ich selbst, damals als Lehrling, eine Kollegin, die übel unter Migräne litt, regelmäßig belächelt habe: Die hatte wohl wieder mal keine Lust.
Seit ungefähr zehn Jahren leide ich selbst, damals noch nicht in den Wechseljahren, heute ... wer weiß? Jedenfalls machen mir Wetterwechsel inzwischen sehr zu schaffen. Und ich bin nicht die einzige. Gerne aber, wenn da irgendwelche Herren daherkommen, die Migräne als "Weiberkram" abtun, erinnere ich mich an den ersten Menschen, dessen Migräne ich wirklich ernst genommen habe: Ehemann Nr.2, der eines Tages nach Hause kam und sich blind wähnte, schlagartig, weil er einseitig nichts mehr sehen konnte und sich deshalb an Zäunen nach Hause hangeln mußte.
So schlimm ist es bei mir nicht. Und im Laufe der Jahre erkennt man die Zeichen rechtzeitig genug, sich pharmazeutisch selbst auf die Beine zu helfen.(Bis zu dem Punkt jedenfalls, an dem sich meine Migränetabletten - die einzigen, die helfen - noch mit den Herztabletten vertragen. Was tiefe Einblicke zuläßt und die Erkenntnis, daß ich anstelle derer joggen gehen sollte wie David.)
Der Rest der Kopfschmerzen ist mental bedingt. In der letzten Woche zum Beispiel hatte ich allerhand "Begegnungen" mit Menschen, die ich nicht kenne, von denen ich aber das Gefühl habe, sie könnten mich weiterbringen. Ihre Bücher trudeln Stück um Stück in meinem Briefkasten ein. Was mich vermutlich noch mehr am Schreiben hindern wird als die Migräne der letzten Tage. Als da wären Soziologen, Bevölkerungsstatistiker, Klimaforscher ... all so Leute, die mir klarzumachen versuchen, daß die in den Medien allgemein verbreiteten Erkenntnisse über die Welt, wie sie zu sein scheint, wie wir sie aber auf jeden Fall sehen sollen, möglicherweise ganz anders zu betrachten sind.
Ein junger Kollege, Politologiestudent und von daher Dummschwätzer (aber nicht dumm), wies mich heute darauf hin, daß die Sache "Wissen-schafft" heißt, mithin kein statischer Prozeß, sondern immer im Fließen ist. Sprich: Die Wissenschaftler, gleichgültig, ob für die Natur oder den Geist, die ihre Weisheiten als die allgemein und dauerhaft gültigen betrachtet wissen wollen, sind selbst mit Vorsicht zu betrachten.
Und ich, die ich - vielleicht - in den Wechseljahren, aber im Gehirn noch lange nicht verkalkt bin, freue mich über junge Menschen, die noch denken können, und anerkannte Wissenschaftler, die sich anders zu denken trauen. Das ermutigt auch mich. Irgendwann werden die Kopfschmerzen schließlich auch wieder weg gehen.
Auch wenn das "Wissen-Schaffen" staendig im Fliessen ist, gibt es immerhin "absolute Wahrheiten". Oder?
Posted by: David | February 08, 2007 at 04:34 PM
möglicherweise.
dazu gehört aber nicht unbedingt die sache mit der deutschen überalterung als schreckensszenario oder die von den "professoren" besprochene bedrohung durch den mindestlohn in deutschland. und auch in sachen klimawandel gibt es aus berufenem munde durchaus diskussionsbeiträge, die nicht allzu öffentlich gemacht werden.
über all das schrieb ich in der letzten zeit bei mir.
Posted by: erphschwester | February 09, 2007 at 12:32 AM