No other American poet has suffered such a reversal of fortune in reputation as Henry Wadsworth Longfellow. In the 19th Century Longfellow was by far the most popular poet in America. Millions of Americans had his "Song of Hiawatha" on their bookshelves and could recited long passages by heart. Yet Longfellow's works were quickly rejected by early 20th century critics as "Victorian dross" as America embraced modernism. A new book on Longfellow - Cross of Snow: A Life of Henry Wadsworth Longfellow - urges readers to reconsider Longfellow and his legacy. And there is much to admire about Longfellow the poet and the man. Longfellow doesn't fit in to the two poles of 19th century American poetry - Walt Whitman and Emily Dickinson, who created vastly different but distinctly American poetic voices. Emerson wanted his poetry to connect with the European tradition; he embraced Goethe's concept of Weltliteratur. He spent years traveling and living in Europe, befriending the leading writers and thinkers of the time. He was fluent in German as well as at least four other languages. And some of his best poems - poems that resonate still today - were strongly influenced by his European counterparts.
Following an extended correspondence, Longfellow met Ferdinand Freiligrath, the German revolutionary poet and translator of many of Longfellow’s works into German, on his six-month European tour in 1842. Freiligrath vociferously opposed slavery and expressed his radical political views in his poetry. Longfellow also opposed slavery, but was hardly a "revolutionary poet." Virtually none of Longfellow's poetry could be called "political." Nevertheless, Freiligrath convinced Longfellow to pen a poem cycle condemning slavery - he completed the poems during a stormy return passage to America in 1842. He wrote to Freiligrath:
.thus ‘cribbed, cabined and confined’ I passed fifteen days. During this time I wrote seven poems on slavery. I meditated them in the stormy, sleepless nights, and wrote them down with a pencil in the morning. A small window in the side of the vessel admitted light into my berth; and there I lay on my back, and soothed my soul with songs.
The seven poems in the Poems on Slavery cycle are certainly among his strongest shorter poems. My favorite of the seven is the haunting poem The Witnesses:
In Ocean's wide domains,
Half buried in the sands,
Lie skeletons in chains,
With shackled feet and hands.
Beyond the fall of dews,
Deeper than plummet lies,
Float ships, with all their crews,
No more to sink nor rise.
There the black Slave-ship swims,
Freighted with human forms,
Whose fettered, fleshless limbs
Are not the sport of storms.
These are the bones of Slaves;
They gleam from the abyss;
They cry, from yawning waves,
"We are the Witnesses!"
Within Earth's wide domains
Are markets for men's lives;
Their necks are galled with chains,
Their wrists are cramped with gyves.
Dead bodies, that the kite
In deserts makes its prey;
Murders, that with affright
Scare school-boys from their play!
All evil thoughts and deeds;
Anger, and lust, and pride;
The foulest, rankest weeds,
That choke Life's groaning tide!
These are the woes of Slaves;
They glare from the abyss;
They cry, from unknown graves,
"We are the Witnesses!"
Longfellow's Poems on Slavery were celebrated by northern abolitionists but excoriated by critics and readers in the southern slave states. Freiligrath was pleased that his friend had followed through on his urging and translated them for the German audience. I was unable to find Freiligrath's translations of Poems on Slavery, but his translation of Hiawatha ( Der Gesang des Hiawatha) is still available on Amazon. I did find a recent German translation of Longfellow's The Slave Singing at Midnight by the writer and poet Annelie Kelch:
Was ein Sklave um Mitternacht sang
Hell klang es gen Mitternacht zu mir her ...
Er, ein schwarzer Sklave, sang Davids Psalm -
kniend - zwischen Stein und Halm,
sang vom Sieg Israels, sang inhaltsschwer,
sang von Zion, hell und – frei.In jener Stunde, als die Nacht am verschwiegensten war,
sang er hebräische Psalmen aus dem jüdischen Kanon.
Sang mit einer Stimme, so süß und so klar:
Ich konnte nicht anders als ihm zu lauschen im Pavillion.Seine Lieder erzählten vom Triumph -
davon einst die schwarzen Ägypter sangen ...
als vor der Küste am Roten Meer,
der schreckliche Pharao und sein Heer
erfolglos mit dem Tode rangen.Seine Stimme klang gottergeben, hingebungsvoll,
erfüllte meine Seele mit einem feierlichen Gefühl.
Mal klang sie froh, dann wieder traurig, wild und toll,
mal ernst, mal heiter, mal süß und mal schwül.Er sang von Paulus und Silas, zwei Missionare, unfrei ...
Im Gefängnis priesen sie den auferstandenen Lord -
bis Gott ein Erdbeben schickte an jenen Ort,
das die Riegel ihres Kerkertors brach entzwei.„Aber ach, welch' heiliger Engel, my sweet Lord,
würd' uns Sklaven schicken des Evangelisten Wort ...
Und welches Erdbeben bekäme es wohl vollbracht,
dass u n s e r Kerker sich öffnet um Mitternacht ...?“
Mehr hier: https://www.literatpro.de/gedicht/280317/was-ein-sklave-um-mitternacht-singt
Das Sklavenschiff
- Heinrich Heine (1797-1856)
Der Superkargo Mynheer van Koek
Sitzt rechnend in seiner Kajüte;
Er kalkuliert der Ladung Betrag
Und die probabeln Profite.
»Der Gummi ist gut, der Pfeffer ist gut,
Dreihundert Säcke und Fässer;
Ich habe Goldstaub und Elfenbein -
Die schwarze Ware ist besser.
Sechshundert Neger tauschte ich ein
Spottwohlfeil am Senegalflusse.
Das Fleisch ist hart, die Sehnen sind stramm,
Wie Eisen vom besten Gusse.
Ich hab zum Tausche Branntewein,
Glasperlen und Stahlzeug gegeben;
Gewinne daran achthundert Prozent,
Bleibt mir die Hälfte am Leben.
Bleiben mir Neger dreihundert nur
Im Hafen von Rio-Janeiro,
Zahlt dort mir hundert Dukaten per Stück
Das Haus Gonzales Perreiro.«
Da plötzlich wird Mynheer van Koek
Aus seinen Gedanken gerissen;
Der Schiffschirurgius tritt herein,
Der Doktor van der Smissen.
Das ist eine klapperdürre Figur,
Die Nase voll roter Warzen -
»Nun, Wasserfeldscherer«, ruft van Koek,
»Wie geht's meinen lieben Schwarzen?«
Der Doktor dankt der Nachfrage und spricht:
»Ich bin zu melden gekommen,
Daß heute nacht die Sterblichkeit
Bedeutend zugenommen.
Im Durchschnitt starben täglich zwei,
Doch heute starben sieben,
Vier Männer, drei Frauen - Ich hab den Verlust
Sogleich in die Kladde geschrieben.
Ich inspizierte die Leichen genau;
Denn diese Schelme stellen
Sich manchmal tot, damit man sie
Hinabwirft in die Wellen.
Ich nahm den Toten die Eisen ab;
Und wie ich gewöhnlich tue,
Ich ließ die Leichen werfen ins Meer
Des Morgens in der Fruhe.
Es schossen alsbald hervor aus der Flut
Haifische, ganze Heere,
Sie lieben so sehr das Negerfleisch;
Das sind meine Pensionäre.
Sie folgten unseres Schiffes Spur,
Seit wir verlassen die Küste;
Die Bestien wittern den Leichengeruch
Mit schnupperndem Fraßgelüste.
Es ist possierlich anzusehn,
Wie sie nach den Toten schnappen!
Die faßt den Kopf, die faßt das Bein,
Die andern schlucken die Lappen.
Ist alles verschlungen, dann tummeln sie sich
Vergnügt um des Schiffes Planken
Und glotzen mich an, als wollten sie
Sich für das Frühstück bedanken.«
Doch seufzend fällt ihm in die Red'
Van Koek: »Wie kann ich lindern
Das Übel? wie kann ich die Progression
Der Sterblichkeit verhindern?«
Der Doktor erwidert: »Durch eigne Schuld
Sind viele Schwarze gestorben;
Ihr schlechter Odem hat die Luft
Im Schiffsraum so sehr verdorben.
Auch starben viele durch Melancholie,
Dieweil sie sich tödlich langweilen;
Durch etwas Luft, Musik und Tanz
Läßt sich die Krankheit heilen.«
Da ruft van Koek: »Ein guter Rat!
Mein teurer Wasserfeldscherer
Ist klug wie Aristoteles,
Des Alexanders Lehrer.
Der Präsident der Sozietät
Der Tulpenveredlung im Delfte
Ist sehr gescheit, doch hat er nicht
Von Eurem Verstande die Hälfte.
Musik! Musik! Die Schwarzen soll'n
Hier auf dem Verdecke tanzen.
Und wer sich beim Hopsen nicht amüsiert,
Den soll die Peitsche kuranzen.«
II
Hoch aus dem blauen Himmelszelt
Viel tausend Sterne schauen,
Sehnsüchtig glänzend, groß und klug,
Wie Augen von schönen Frauen.
Sie blicken hinunter in das Meer,
Das weithin überzogen
Mit phosphorstrahlendem Purpurduft;
Wollüstig girren die Wogen.
Kein Segel flattert am Sklavenschiff,
Es liegt wie abgetakelt;
Doch schimmern Laternen auf dem Verdeck,
Wo Tanzmusik spektakelt.
Die Fiedel streicht der Steuermann,
Der Koch, der spielt die Flöte,
Ein Schiffsjung' schlägt die Trommel dazu,
Der Doktor bläst die Trompete.
Wohl hundert Neger, Männer und Fraun,
Sie jauchzen und hopsen und kreisen
Wie toll herum; bei jedem Sprung
Taktmäßig klirren die Eisen.
Sie stampfen den Boden mit tobender Lust,
Und manche schwarze Schöne
Umschlinge wollüstig den nackten Genoß -
Dazwischen ächzende Töne.
Der Büttel ist Maître des plaisirs,
Und hat mit Peitschenhieben
Die lässigen Tänzer stimuliert,
Zum Frohsinn angetrieben.
Und Dideldumdei und Schnedderedeng!
Der Lärm lockt aus den Tiefen
Die Ungetüme der Wasserwelt,
Die dort blödsinnig schliefen.
Schlaftrunken kommen geschwommen heran
Haifische, viele hundert;
Sie glotzen nach dem Schiff hinauf,
Sie sind verdutzt, verwundert.
Sie merken, daß die Frühstückstund'
Noch nicht gekommen, und gähnen,
Aufsperrend den Rachen; die Kiefer sind
Bepflanzt mit Sägezähnen.
Und Dideldumdei und Schnedderedeng -
Es nehmen kein Ende die Tänze.
Die Haifische beißen vor Ungeduld
Sich selber in die Schwänze.
Ich glaube, sie lieben nicht die Musik,
Wie viele von ihrem Gelichter.
»Trau keiner Bestie, die nicht liebt
Musik!« sagt Albions großer Dichter.
Und Schnedderedeng und Dideldumdei -
Die Tänze nehmen kein Ende.
Am Fockmast steht Mynheer van Koek
Und faltet betend die Hände:
»Um Christi willen verschone, o Herr,
Das Leben der schwarzen Sünder!
Erzürnten sie dich, so weißt du ja,
Sie sind so dumm wie die Rinder.
Verschone ihr Leben um Christi will'n,
Der für uns alle gestorben!
Denn bleiben mir nicht dreihundert Stück,
So ist mein Geschäft verdorben.«
Posted by: Koogleschreiber | July 17, 2020 at 10:37 AM
Brilliant! Thanks so much, Koogleschreiber.
I need to look into what else Heine wrote about slavery.
Posted by: David | July 18, 2020 at 11:36 AM